linketheorie - Der Podcast

Ep. #15 | Ausbeutung und der Wert von Waren (Theorie)

linke theorie

"Ausbeutung" – das ist ein Begriff, dem man in der linken Bewegungen häufig begegnet. Aber was bedeutet das eigentlich? Was hat die Arbeit mit dem Wert von Waren zu tun? Und was ist dieser "Mehrwert" von dem immer die Rede ist?

In dieser Folge setzen wir zum ersten Mal zusammen einen Fuß in die Theorie über den Wert, wie Marx sie vor 150 Jahren im Kapital beschrieben hat. Damit bekommen wir nicht nur ein wichtiges Instrument, um den Kapitalismus zu verstehen, sondern legen auch die Basis für viele spannende Gedanken, die noch auf uns warten!

Wir erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Wenn euch etwas fehlt, ihr Kritik, Anregungen oder auch Lob loswerden wollt, schreibt uns gerne unter linketheorie@proton.me.

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Hier findet ihr unsere Transkripte zu den einzelnen Folgen.

Weiterlesen:
Marx: Kapital Bd. 1-3.
Marx: Lohn, Preis, Profit.
Marx: Lohnarbeit und Kapital.
Marx: Ergänzungen und Veränderungen zum ersten Band des „Kapitals" (Dezember 1871-Januar 1872).
Marx: Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie.
Marx: Kritik der politischen Ökonomie.
Marx: Theorien über den Mehrwert.

Conrad: Die Todsünde der Nationalökonomie.
Fröhlich: Die Aktualität der Arbeitswerttheorie. Theoretische und empirische Aspekte.
Harvey: Marx »Kapital« lesen.
Heinrich: Die Wissenschaft vom Wert. Die Marxsche Kritik der politische Ökonomie zwischen wissenschaftlicher Revolution und klassischer Tradition.
Heinrich: Kritik der Politischen Ökonomie. Eine Einführung.
Krämer: Kapitalismus verstehen. Einführung in die Politische Ökonomie der Gegenwart.
Krüger: Allgemeine Theorie der Kapitalakkumulation.
Krüger: Politische Ökonomie des Geldes. Geld, Währung, Zentralbankpolitik und Preise.
Krüger: Monetäre Werttheorie – eine contradictio in adjecto.
Krüger/Müller: Das Geld im 21. Jahrhundert.
Mandel: Marxistische Wirtschaftstheorie.
Wendt: Politische Ökonomie. Ein Einstieg für Neugierige.

Anmerkung: im Podcast unterhalten sich zwei Personen. Diese werden nachfolgend als (L) und (Y) bezeichnet.

- Musik wird eingespielt – 

(L) Herzlich willkommen zurück bei linketheorie, falls ihr es nicht wisst, wir sind der Podcast, in dem wir über den Kapitalismus reden, was an ihm schlecht ist und wie wir ihn überwinden können. Ich bin Lea und für mich sind nicht-männliche Pronomen ok.

(Y) Und ich bin Yannic und benutze männliche Pronomen. Ich muss auch direkt mal zugeben, dass ich es echt vermisst habe, Folgen vorzubereiten und mit dir aufzunehmen, das habe ich jetzt in der Vorbereitung schon gemerkt. Das ist zwar immer irgendwie eine ziemliche Arbeit, aber es ist auch echt toll sich mal hinzusetzen und das eigene Wissen ein bisschen zu systematisieren. 

(L) Ja, ich glaube das ist für uns auch eine der tollsten Sachen an dem Projekt. Also klar, am meisten Spaß macht es natürlich, wenn wir mitbekommen, dass es euch Hörer*innen was bringt, dass wir uns die Zeit nehmen und vor uns hinreden. Aber für uns persönlich ist das einfach eine super Gelegenheit nochmal zu überlegen, was wichtig für ein Thema ist, wo wir selbst vielleicht noch Lücken haben und dadurch – ja – es ist ein Lernprojekt.

(Y) Vor allem wenn man so aus dem Konsumieren rauskommt und die Themen aufbereiten muss, dann ist das nochmal eine ganz andere Herausforderung, auch für das eigene Verständnis. Ich bin ja auch schon ein paar Mal über Unstimmigkeiten in meinem eigenen Verständnis von Theorie und von der Welt gestoßen, sodass ich dann auch nochmal die Zusammenhänge irgendwie ganz neu durchdenken musste.

(L) Ihr merkt es also, wir sind die ganz großen Profiteure vom Podcast, wenn man jetzt mal von der Zeit absieht, die das frisst.

(Y) Ja, aber eigentlich sind wir mit „Profiteure“ schon fast mitten in unserem Thema von heute. Es geht nämlich heute um das große und ja fast schon mythische Thema der Ausbeutung und wir sprechen darüber, was Linke eigentlich meinen, wenn sie sagen, dass Kapitalist*innen ihre Arbeitenden ausbeuten. Und wir sprechen darüber, was die grundlegenden Gesetze sind, die den Kapitalismus vorantreiben.

(L) Aber bevor wir da hinkommen, haben wir erst mal noch einen kleinen Weg vor uns. Um das nämlich zu verstehen, müssen wir uns erst mal mit der Werttheorie beschäftigen. 

(Y) Die berühmten Werte. Mir fallen da ein: Ehrlichkeit, Freundschaft, Disziplin, ich finde, die sind ganz wichtig auch im Leben zu haben. 

(L) Ja, naja um die Art von Werten geht es heute leider nicht, obwohl die auch rühmlich sind. Stattdessen müssen wir uns mit dem Wert beschäftigen, so wie er in wirtschaftlichen Themen zum Beispiel vorkommt. 

(Y) Also praktisch so, wie wenn ich jetzt davon reden würde, wie viel ein Haus wert ist, oder zum Beispiel meine Schuhe, oder sonst was.

(L) Ja, genau. Wenn wir nämlich in die Stadt gehen, um Schuhe zu kaufen, dann hängt da überall ein Preisschild dran. Und das Preisschild sagt uns dann, wie viel Geld wir ausgeben müssen, damit die Schuhe dann uns gehören. Sagen wir mal das Paar Schuhe kostet jetzt 70€. Danach haben wir Hunger und gehen in eine Bäckerei, um uns für 5€ ein Brot zu holen und wenn wir dann noch richtig verrückt sind und offensichtlich Geld übrig haben, dann holen wir uns eine Playstation 5 für 700€. 

(Y) Also geht es heute um den Preis von Waren, die wir täglich kaufen?

(L) Im Prinzip schon. Wenn wir was kaufen, dann können wir auch sagen „Dies und das ist 10€ wert“. Heute geht es also erst mal um die Frage, warum eine Sache so viel kostet, wie sie eben kostet. Warum kostet zum Beispiel eine Playstation deutlich mehr, als ein paar Schuhe und warum sind die Schuhe teurer als das Brot? 

(Y) Ja, wenn ich das so höre, dann kommen mir als erst die Begriffe Angebot und Nachfrage in den Kopf, ich weiß nicht, wie es euch da geht. Wen viele Leute Schuhe wollen zum Beispiel, aber es nicht so viele Schuhe gibt, dann steigt ja der Preis, oder?

(L) Genau. Angebot und Nachfrage sind ein großes Thema, wenn es um Preise geht. Wir gehen da auch in einer zweiten Folge – kleiner Teaser – nochmal genauer darauf ein. Karl Marx hat aber vor 150 Jahren gesagt, dass Angebot und Nachfrage uns vielleicht sagen können, warum die Preise schwanken, aber dass wir trotzdem nicht wissen, warum ein Paar Schuhe in der Regel mehr kostet als ein Kugelschreiber.

(Y) Also es geht praktisch nicht um die Schwankungen an sich, sondern darum was dahintersteckt.

(L) Ja, fürs Erste können wir uns das so vorstellen und darum geht es heute. Um die ganzen Sachen, die hinter dem Preisschild stecken und die am Ende dazu führen, dass auf dem Preisschild eine 1, eine 10, oder ein 100 steht.

(Y) Ja und da können wir am Anfang schon mal spoilern: es wird natürlich wie so oft auch heute um die Arbeit gehen, die ist nämlich für einen großen Teil der linken Bewegung einfach ein zentrales Element in der Gesellschaft. Oder, wenn man es genau nehmen will, dann stehen die Arbeitenden mit ihrer Arbeitskraft im Mittelpunkt. Und bei unserem Thema heute geht es dann um die Frage, wie der Wert von Waren mit den Arbeitenden und mit ihrer Arbeit in Verbindung steht.

(L) Aber am Anfang sollten wir uns vielleicht mal überlegen, warum das wichtig ist. Wirtschaftliche Themen sind ja für die meisten Menschen nicht so sexy und spannend, vor allem Linke haben da manchmal auch eine Ablehnung gegen so Themen. Und was die Mechanismen, die hinter der Produktion von Preisen stehen, was die jetzt genau für die politische Praxis bringen sollen, das ist vielleicht nicht so klar. Wir können auch super verstehen, wenn ihr euch denkt, dass ihr beim Putzen vielleicht doch lieber was Entspannteres hören wollt.

(Y) Ja, aber vielleicht wollt ihr der Versuchung doch nochmal ein bisschen widerstehen. Der Wertbegrifft, um den es heute geht, ist nämlich die wichtigste Grundlage, um die Wirtschaft aus linker Perspektive zu verstehen. Und wenn wir das draufhaben, dann können wir damit super viel machen und verstehen. Zum Beispiel auch, warum ein Kapitalismus in jeder Form auf der Ausbeutung von Arbeitenden basiert und warum es eigentlich gar nicht anders möglich ist.

(L) Was ja auch eine wichtige Waffe im Kampf zwischen den Klassen ist und eine Begründung dafür, warum die arbeitende und die kapitalistische Klasse gegeneinander kämpfen. 

(Y) Genau, aber es geht nicht nur um den Ausbeutungs-Begriff, sondern wenn wir die grundlegenden Ideen vom Wert verstehen, um die es heute geht, dann können wir damit nach und nach unsere Wirtschaft und unsere Gesellschaft besser verstehen. Also so Fragen wie „Warum gibt es regelmäßig Krisen in diesem System?“ „Was gibt es für langfristige Probleme im Kapitalismus?“ und „Wird er sich tatsächlich ewig halten? War es das schon, oder zerfällt er irgendwann, oder zerstört sich selber?“.

(L) Und das sind auch ganz wichtige Basics für Folgen, die wir dann in kommender Zeit auch noch bringen werden. Heute steigen wir aber hoffentlich noch einigermaßen gemütlich in das Thema ein und mit der Zeit kommen dann immer größere Themen, die darauf aufbauen und die ihr dann direkt in eurer politischen Analyse auch benutzen könnt. 

(Y) Ja, das würde ich ganz gerne nochmal hervorheben. Wenn wir heute darüber sprechen, wie der Wert von Waren mit der Arbeit zusammenhängt, dann geht es um den Kern unserer Wirtschaft. Und von diesem Kern aus können wir alles andere besser verstehen, also hoffentlich. Wir können uns das wie so eine Art vorstellen. Das Wertgesetzt, um das es heute geht und die Ausbeutung von einer Klasse durch eine andere Klasse, das ist das Fundament von dem Haus und darauf baut das gesamte Erdgeschoss, also sozusagen die Wirtschaft auf. Und wer unsrer Folge zu Geschichte und Gesellschaft gehört hat und noch im Kopf hat, der oder die weiß, dass darauf eigentlich auch der gesamte Rest unserer Gesellschaft aufbaut. Also hier sind wir ganz unten am Fundament, von dem wir dann alles oben drüber besser verstehen können.

(L) So wirtschaftliches Wissen, das erst mal ein bisschen kompliziert und langweilig scheint, ist also eigentlich ganz wichtig, um andere gesellschaftliche Sachen zu verstehen?

(Y) Ja, auf jeden Fall. Aber gleichzeitig ist auch das Wissen dazu in der linken Bewegung häufig nicht wirklich vorhanden, was dann zu falschen Vorstellungen in der Analyse und in der Praxis führt.

(L) Dann sollten wir das auf jeden Fall nachholen und damit würde ich sagen, steigen wir jetzt auch endlich mal ein. Wenn man auf der Suche ist, nach einer linken Theorie über den Wert, dann wird man wahrscheinlich am ehesten die drei Bände von „Das Kapital“ von Karl Marx anschauen und das ist auch die Argumentation, auf die wir gleich eingehen werden. Einfach weil das die Grundlage von jeder Diskussion ist, die danach dann noch gekommen ist. Aber diese drei Bände sind ja auch bei Marx nur die Spitze vom Eisberg, oder?

(Y) Ja, das stimmt. Marx hat wirklich Massen geschrieben und seine Ideen immer wieder verändert. Seine genaue Auseinandersetzung mit wirtschaftlichen Themen geht eigentlich mindestens bis in die 1840er Jahre zurück, da hat er nämlich die sogenannten „ökonomisch-philosophischen Manuskripte“ geschrieben und ein paar von euch könnte das vielleicht ein Begriff sein. Da hat er das Konzept der Entfremdung mitreingebracht. Und ein paar andere wichtige Stationen von ihm sind die sogenannten „Grundrisse zur Kritik der politischen Ökonomie“ von 1858 und auch das angefangene Werk mit dem Namen „Zur Kritik der politischen Ökonomie“ von 1859.

(L) Das man übrigens nicht mit dem Kapital selber verwechseln sollte. Das Kapital hat nämlich auch den Untertitel „Zur Kritik der politischen Ökonomie“. Marx war also nicht so kreativ.

(Y) Genau, dazu sind noch viele Manuskripte Anfang der 1860er Jahre entstanden. Ein paar sind auch unter dem Titel „Zur Kritik der politischen Ökonomie“ bekannt geworden, also wieder unter dem gleichen Titel, andere sind dann später unter „Theorien über den Mehrwert“ veröffentlicht worden. 

(L) Und 1867 hat Marx dann die erste Auflage vom ersten Band von „Das Kapital“ rausgebracht. Aber damit war die Reise ja dann immer noch nicht zu Ende, oder?

(Y) Ne, noch lange nicht. Marx hat seine Erstauflage dann in einem Manuskript, das heute unter dem Namen „Ergänzungen und Veränderungen“ bekannt geworden ist, nochmal ziemlich selber kritisiert und hat dann 1873 eine stark veränderte zweite Auflage rausgegeben. Neben dieser Zweitauflage ist heute auch die vierte Auflage besonders bekannt, die von Marx´ Freund Friedrich Engels herausgegeben wurde und auch nochmal stärker verändert wurde. Die findet ihr auch heute in Band 23 der MEW, wobei damit habe ich jetzt eigentlich schon einen Insider-Begriff mit reingebracht. Was sind denn diese mysteriösen MEW?

(L) MEW ist die Abkürzung für Marx-Engels-Werke und die werden vom Karl Dietz Verlag, mit Unterstützung der Rosa Luxemburg Stiftung rausgegeben. Und in diesen MEW findet ihr eigentlich alle wichtigen Texte von Marx und Engels. Dann gibt es aber auch noch mehr Texte in den MEGA2, das ist die Marx-Engels-Gesamtausgabe, die erste MEGA wurde in der UDSSR – also Sowjetunion – damals angefangen und unter Stalin beendet. Später wurde dann das Projekt irgendwann wieder aufgenommen und heute haben wir diese MEGA, die immer noch nicht abgeschlossen sind. Und der große Vorteil von den MEGA ist, dass hier alle Manuskripte und Zwischenschritte von Marx und Engels vorhanden sind, die man dann so ein bisschen nachverfolgen kann, auch wenn man Interesse hat. Solange ihr jetzt aber nicht vorhabt, euch irgendwie großartig damit auseinander zu setzen, wie Texte sich mit der Zeit verändert haben, oder ob zum Beispiel Engels Band 2 und Band 3 vom Kapital richtig zusammen gestellt hat, dann reichen euch die Marx-Engels-Werke easy.

(Y) Um aber mal zurück zum Thema zu kommen: wir erzählen euch das mit den verschiedenen Werken nicht, um euch Angst zu machen. Wenn ihr politisch aktiv werden wollt, dann ist es gut, wenn ihr zumindest eine Ahnung habt, was in den drei Kapital-Bänden steht. Wir wollen euch aber nicht verschweigen, dass es auch Teile im Marxismus gibt, die die aktuell verbreiteten Kapital-Bände eher kritisch sehen und die sagen, dass Marx viele wichtige Ideen, die er in früheren Werken, oder in der Erstauflage zum Beispiel noch drin hatte, verfälscht hat, in späteren Auflagen. 

(L) Ja, aber da kommen wir jetzt auch schon in Debatten rein, die eher für kleine Expert*innen sind. Mit den Inhalten, die wir euch heute erzählen, seid ihr wahrscheinlich erst mal versorgt und wir machen dann beim nächsten Mal noch eine kleine Nerd-Folge, wo wir dann eben etwas tiefer rein tauchen und auch solche Debatten nochmal aufgreifen. 

(Y) So, jetzt aber mal ein Strich unter das Ausgaben- und Bücher-Thema. Wir sitzen uns ja ganz entspannt am Wohnzimmertisch gegenüber, auf dem Tisch stehen ein paar Teetassen, Blumen und dann noch unsere zwei Mikrofone. Und die Mikrofone haben wir uns ja damals für ein bisschen Geld geholt, damit wir den Podcast hier machen können, die sind also Waren. Was fällt dir denn an dem Mikrofon auf, das vor dir steht?

(L) Naja, das Wichtigste finde ich ja, dass ich reinsprechen kann und dann werden die Signale über das USB-Kabel in meinen Laptop geschickt und als Stimme aufgenommen und am Ende könnt ihr uns hier quatschen hören.

(Y) Ja, das fällt mir auch tatsächlich als erstes auf. Wir können also das Mikrofon benutzen, um damit was zu machen. Und dass so ein Mikrofon deine und meine Stimme aufnehmen kann, das liegt einerseits daran, wie es gebaut ist. Dass wir es benutzen können, um unsere Stimme aufzunehmen, geht also eigentlich nur, weil es als Mikrofon schon darauf angelegt ist, dass wir es mit ihm machen können. Gleichzeitig sind wir auch zwei Menschen, die einen Podcast machen und deswegen so ein Mikrofon zum Stimme aufnehmen echt gut gebrauchen können und beides zusammen macht das aus, was Marx den Gebrauchswert einer Ware nennt.

(L) Also ist so ein Gebrauchswert einerseits mit mir verbunden, aber andererseits auch mit den Dingen da draußen. Ob das Mikrofon für mich nützlich ist, das hängt aber an mir und meinen Bedürfnissen. Wenn ich Sänger*in oder Podcaster*in bin, dann kann ich auf jeden Fall dieses Mikrofon gebrauchen. Aber ich kann jetzt nicht einfach eine Banane nehmen und die zum Aufnehmen benutzen, weil es notwendig ist, dass das Ding, mit dem ich aufnehme, stofflich darauf ausgelegt ist, Stimmen aufzunehmen. 

(Y) Genau und der Begriff „Gebrauchswert“ sagt dann aus, dass ein Ding ein menschliches Bedürfnis befriedigt, oder befriedigen kann. Also die Banane, von der du gerade gesprochen hast, stillt meinen Hunger, oder hilft mir nach dem Sport Nährstoffe zu kriegen und das Mikrofon, das kann mich aufnehmen, auf dem Stuhl, auf dem ich sitze, kann ich mich ausruhen und so weiter. Und das alles ganz abstrakt ausgedrückt ist der Gebrauchswert und ein Gebrauchswert muss eigentlich jede Ware haben, weil was andere Menschen nicht wollen, das kriegst du auch nicht verkauft.

(L) Wo wir gerade beim Verkaufen sind. Für die Mikrofone haben wir ja auch jeweils einen Preis in Geld gezahlt und das haben ja auch alle Waren.

(Y) Ja, wobei wir da ein bisschen aufpassen müssen, weil ganz am Anfang vom ersten Band von „Das Kapital“ lässt Marx das Geld erst mal weg. 

(L) Also kein Preis?

(Y) Naja, das Geld muss eben erst mal noch hergeleitet werden. Marx setzt also das Geld nicht voraus, sondern begründet es erst später mit seinem Wertbegriff. Also da gehen wir auch gleich nochmal genauer drauf ein. Jetzt geht es erst mal nur um den Tausch von zwei Waren miteinander. Weil die Mikrofone, die vor uns stehen, sich ja zum Beispiel theoretisch gegen fünf Bücher, oder gegen 50 Zahnbürsten oder so austauschen lassen könnten. 

(L) Wie früher auf dem Schulhof, als man fünf Kaugummi gegen ein super cooles Radiergummi getauscht hat.

(Y) Ja genau, ungefähr so. 

(L) Also haben wir schon eine zweite wichtige Seite von der Ware. Neben einem Gebrauchswert besitzen die Waren dann auch noch das, was Marx und andere „Tauschwer“ nennen. Das heißt, dass eine Ware sich in einem bestimmten Verhältnis mit anderen austauschen lässt. Ein Tisch tauscht sich gegen vier Stühle, eine Tasse tauscht sich gegen fünf Stifte und so weiter. 

(Y) Also zwei Seiten, Gebrauchswert und Tauschwert?

(L) Das ist auf jeden Fall der Ausgangspunkt, ja. Der Gebrauchswert ist was Qualitatives, weil die Waren sich ja von der Art her unterscheiden. Und der Tauschwert ist was Quantitatives, weil es um die Menge geht, die man austauscht. Weil ein Fernseher sich gegen mehr Zahnbürsten austauscht als ein Buch. 

(Y) Ja, wenn man mal geschichtlich überlegt, dann gab es ja sowas wie einen Gebrauchswert eigentlich schon immer. Also einerseits war das natürlich immer auch eine gesellschaftliche Frage, wie man Sachen jetzt genau verwendet hat, ob man den Stuhl jetzt tatsächlich benutzt, um sich drauf zu setzen, oder irgendwie anders. Aber andererseits hängt die Tatsache, dass manche Dinge für Menschen einen Gebrauchswert haben, nicht von einer bestimmten Gesellschaftsform ab. Ob das jetzt ein Feuerstein vor x-tausend Jahren war, oder mein Handy, das ich gerade in der Hosentasche trag. 

(L) Und wie ist das beim Tauschwert?

(Y) Da ist es was anderes. Dass Menschen die Produkte von ihrem Arbeiten in einem bestimmten Verhältnis tauschen, so wie du das gerade gesagt hast und dass die Arbeitsprodukte zu Waren werden, das muss eigentlich erst mal so entstehen und hängt davon ab, wie die Gesellschaften genau gestaltet werden.

(L) Na gut, also Gebrauchswert gibt es schon immer, aber Tauschwert ist was „Neumodisches“. Aber wie kann es überhaupt sein, dass zwei Waren sich miteinander austauschen lassen? Die sind ja eigentlich komplett unterschiedlich.

(Y) Ja, das ist auch die Frage, die Marx direkt nach drei Seiten vom ersten Band stellt. Und da müssen wir jetzt aufmerksam sein, weil er vom Tauschwert, den wir ja gerade schon kennengelernt haben, zum Wertbegriff geht. Und zwar sagt er Folgendes: damit zwei Waren in einem bestimmten Verhältnis miteinander ausgetauscht werden können, muss etwas gemeinsames in beiden Waren sein. Wenn zum Beispiel das Mikrofon vor mir, gegen fünf Bücher ausgetauscht werden kann, dann muss in beiden Sachen, also in dem Mikrofon und in den Büchern etwas sein, was sie vergleichbar macht. Und zwar, damit sie irgendwie in dem Verhältnis ausgetauscht werden können, genau so viel in einem Mikrofon wie in fünf Büchern. Und das Naheliegende wäre ja, dass es einfach irgendwas mit dem Tauschwert selbst zu tun hat. 

(L) Aber das trägt nicht wirklich. Es geht ja nicht nur um das Mikrofon und die fünf Bücher, sondern im Prinzip lässt sich das Mikrofon gegen unglaublich viele andere Sachen tauschen. Um den konkreten Tauschwert kann es also nicht gehen. Der Tauschwert kann nur die Erscheinungsform sein, von etwas, was sich selber nicht zeigt.

(Y) Ja und wenn wir schon bei den beiden Begriffen sind, dann wäre ja eine andere Möglichkeit eigentlich noch der Gebrauchswert selber, der die beiden Waren vergleichbar macht. 

(L) Ja, das ist auch in etwa die Position, wenn die bürgerliche Wirtschaftslehre vom Nutzen von Produkten spricht. Aber der Gebrauchswert kann ja nicht das Gleiche sein, durch das zwei Waren sich tauschen lassen. Die Waren sollen ja gerade nicht gleich sein, sonst macht es keinen Sinn sie zu tauschen.

(Y) Ja, also meinen schönen pinken Stabilo-Textmarker würde ich zum Beispiel jetzt nicht gegen einen genau gleichen pinken Stabilo-Textmarker tauschen, sondern am liebsten gegen irgendetwas anderes.

(L) Genau und Marx sagt dann, dass es eine Sache gibt, die den unterschiedlichen Waren gemeinsam ist. Nämlich, dass sie durch Arbeit hergestellt wurden. Das Gemeinsame ist also, dass sie Arbeitsprodukte sind.

(Y) Okay, damit können wir jetzt erst mal durchatmen. Marx meint also, dass Waren sich austauschen lassen, weil sie alle Arbeitsprodukte sind. Die Waren haben einen Wert, weil sie durch Arbeit hergestellt wurden und der Tauschwert ist dann nur die Art, wie dieser Wert erscheint. Das wird gleich wahrscheinlich nochmal ein bisschen klarer.

(L) Ja, wir sollten dazu auch sagen, dass dieser Teil natürlich nicht ohne Gegenkritik geblieben ist. Aber das heben wir uns für unsere Nerd-Folge auf.

(Y) Ja, die wird immer voller gepackt. Ich finde jetzt bleiben aber noch zwei wichtige Fragen. Als erstes stellt sich für mich die Frage, was das eigentlich genau für eine Arbeit ist, die den Wert bildet. Also, ist das Schneiderei, ist das Buchverkauf, ist das Stricken, oder was ist das für eine Arbeit, die da hinter steckt? Und als zweites kommt dann auch noch die Frage auf, wie groß ist dann eigentlich der Wert von verschiedenen Waren genau und wodurch wird das bestimmt? Also fangen wir vielleicht erst mal mit der ersten Frage an. Was ist das denn genau für eine Arbeit, um die es im Wert geht?

(L) Naja, wenn zwei Waren sich gegenüberstehen, dann geht es erst mal nicht um den genauen Gebrauchswert. Klar ist es für die Menschen, die tauschen wichtig, aber im Wert geht es ja gerade nicht um den unterschiedlichen Gebrauchswert. Es geht einfach nur darum, dass die waren einen Gebrauchswert haben. Irgendwie wird da also von dem konkreten Charakter der Ware abstrahiert. Indem wir aber von diesem genauen Charakter absehen und es einfach um den Gebrauchswert als Gebrauchswert geht, wird auch von der konkreten Arbeit, die eine Ware herstellt, abstrahiert. 

(Y) Okay, ich versuch das mal auf das Mikro und auf die Bücher nochmal zu beziehen. Das Mikrofon wurde ja in irgendeiner Fabrik, aus Teilen, die auch wieder von Menschen hergestellt wurden. Die Bücher wurden im Gegensatz dazu gebunden. Es wurde also bei beiden Sachen konkrete Arbeit irgendwie verausgabt, die sich aber jeweils unterscheidet. Jetzt wird das aber im Tausch ausgeblendet und die beiden Sachen werden gleichgesetzt. Damit wird dann auch abgesehen von dem konkreten Charakter der Arbeit, die die Waren produziert. 

(L) Genau, Marx sagt, dass die Arbeit auf abstrakt menschliche Arbeit reduziert wird. Im Tausch zählt also einfach nur noch, dass überhaupt ein Mensch sich die Zeit genommen hat, um zu arbeiten und um ein Produkt herzustellen. 

(Y) Ja, da haben wir auch schon den Zeitbegriff. Wie groß der Wert von einer Ware ist, wird dann ja dadurch bestimmt, wie viel Zeit ich brauche, um sie herzustellen. Es braucht einfach viel mehr Zeit, für mich um ein Mikrofon zusammenzustecken, als es braucht, um ein Buch zu binden, oder?

(L) Ja, wobei man da zwei wichtige Sachen beachten muss. Erstens geht es bei der Frage, wie groß der Wert von einer Ware ist nicht darum, wie lang man da jetzt genau dran rum gearbeitet hat, sonst würde ich ja für einen Tisch, bei dem ich super lang getrödelt hab, mehr bekommen, als für einen Tisch, den ich schnell produziert hab. Marx sagt, dass es stattdessen um die gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit geht. Also wie lange brauchen die Arbeitenden durchschnittlich, um zum Beispiel einen Tisch herzustellen?

(Y) Und woraus ergibt sich diese gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit genau?

(L) Naja, da gehen ganz unterschiedliche Faktoren rein. Einerseits die Frage, wie geübt die Arbeitenden sind. Also, wie gut sie ausgebildet sind, haben sie Tipps und Tricks gelernt und so weiter. Andererseits geht es aber auch darum, wie weit Wissenschaft und Technik entwickelt sind, die in der Produktion von zum Beispiel diesem Tisch, Standard sind. 

(Y) Also im Prinzip in dem Sinn, dass man mit neuen Maschinen einen Tisch sehr viel schneller herstellt, als zum Beispiel noch vor ein paar hundert Jahren mit der Hand.

(L) Ganz genau. Und weil ein Tisch durch das gemeinsame Wissen, wie man Tische produziert und durch Maschinen heutzutage einfach schneller produziert werden kann, deswegen ist er auch weniger wert, als früher noch.

(Y) Also heißt das praktisch, dass der Wert von Dingen tendenziell mit der Zeit immer weiter sinkt?

(L) Ja, weil neues Wissen entwickelt wird, neue Techniken, neue Maschinen und neue Arten, wie man effizienter miteinander arbeiten kann. Man kann also sagen, dass sich der Wert eine Ware ergibt, durch die Arbeitszeit, die mit den gegebenen, gesellschaftlichen Mitteln durchschnittlich notwendig ist, um eine ganz bestimmte Ware herzustellen.

(Y) Ja und wo wir gerade schon bei der Zeit sind, müssen wir das glaube ich auch nochmal ein bisschen abändern. Wir haben ja gesagt, dass die gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit immer weiter sinkt. Aber das lässt die Waren, die schon produziert wurden, eigentlich auch nicht kalt. Also auch der Tisch, der schon vor ein paar Jahren produziert wurde und am Markt verkauft werden soll, wird jetzt nicht mehr den Wert von früher haben. Weil mittlerweile lässt sich der Tisch vielleicht nicht mehr in fünf, sondern in vier Stunden herstellen. Und bei der Frage, wie viel ein Tisch wert ist, zählt dann, wie lange es bräuchte, um ihn heute noch mal herzustellen und nicht wie lange die Produktion früher gebraucht hat. Waren verlieren also tendenziell, auch wenn sie schon da sind, an Wert. 

(L) Außer natürlich, es gibt einen nostalgischen Grund oder so.

(Y) Klar, aber dann spielen da nochmal andere Faktoren rein, die uns auf der Ebene, wo wir uns befinden, glaube ich erst mal nicht interessieren.

(L) Da würde mir noch was einfallen. Dass es um die notwendige und nicht um die tatsächliche Arbeitszeit geht, haben wir ja schon besprochen. Aber wie ist das mit unterschiedlicher Ausbildung? Produziert ein ungelernter Arbeiter genauso viel Wert, wie die jahrelang ausgebildete Ingenieurin?

(Y) Ne, das würde unserem Alltagsverständnis ja auch ziemlich widersprechen. Marx stellt da die einfache Arbeit der komplizierten Arbeit gegenüber. Also mit komplizierter Arbeit haben wir es dann zu tun, wenn es zum Beispiel mehr Zeit gebraucht hat, um die Arbeitende auszubilden. Die komplizierte Arbeit würde dann in der gleichen Zeit so und so viel Mal mehr Wert produzieren als die einfache Arbeit. Aber auch das lassen wir glaube ich erst mal weg und denken uns für den Rest der Folge einfach, dass es nur einfache Arbeit gibt und das ist, glaube ich, auch ein bisschen entspannter beim Nachdenken dann.

(L) Ok, dann fassen wir das nochmal kurz zusammen. Dass Waren sich in einem bestimmten Verhältnis miteinander austauschen, liegt für Marx und viel Marxist*innen nach ihm daran, dass eine bestimmte Menge an Arbeitszeit notwendig war, um sie herzustellen. Die Größe hängt dabei davon ab, wie viel Arbeitszeit gesellschaftlich notwendig wäre, um diese Ware nochmal herzustellen. Dass das Mikrofon vor uns 50 mal mehr Wert ist, als eine Zahnbürste, liegt daran, dass es 50 mal mehr Arbeitsaufwand braucht, um ein Mikrofon herzustellen. 

(Y) Ja, an der Stelle vielleicht nochmal eine andere Warnung. Wir haben es eigentlich bei Marx mit zwei Wertbegriffen zu tun, die sich so ein bisschen ergänzen. Also im ersten Band sagt Marx genau das, was wir gerade erzählt haben, nämlich dass das Verhältnis, in dem Waren sich austauschen, auch dem Verhältnis der gesellschaftlich notwendigen Arbeitszeiten entspricht. Und im dritten Band ist das dann nicht mehr der Fall, sondern durch die Ausgleichung der Profite zum Durchschnittsprofit, verteilt der Mehrwert sich auf die gesamte kapitalistische Klasse. Das ist hier erst mal nicht relevant, aber es ist wichtig, dass man das im Hinterkopf hat, sonst hat man nämlich nur einen Teil der Theorie von Marx. Was von beiden dann tatsächlich zutrifft, also die Werttheorie im ersten Band, oder die im dritten Band, das ist dann nochmal eine andere Frage. Es gibt nämlich auch Marxist*innen, die sagen, dass Wertbegriff im ersten Band eigentlich schon der korrekte ist und dass Marx dann im dritten Band ziemlich viel vermurkst hat. Aber das nur nebenbei, wir gehen da in dieser Folge nicht darauf ein.

(L) Jetzt fehlt uns aber eigentlich immer noch das Geld, oder? Wenn ich morgen mit fünf Kugelschreibern in den Edeka gehe und versuche damit meinen Einkauf zu bezahlen, dann zeigen die mir wahrscheinlich den Vogel. Wie genau hängt das Geld jetzt mit dem Wert zusammen?

(Y) Ja ich fürchte, das wird jetzt gleich kurz ein bisschen komplizierter, aber wir geben trotzdem unser Bestes, um euch die Logik zumindest beizubringen. Bis jetzt ist es ja so, dass eine Ware einer anderen Ware gegenübersteht.

(L) Zum Beispiel fünf Kaugummis und ein cooles Radiergummi.

(Y) Genau, wir könnten jetzt sagen, dass ein Radiergummi praktisch so viel wert ist, wie fünf Kaugummis. 

(L) Nochmal zur Erinnerung: das heißt dann nach der Logik von vorhin, dass in einen Radiergummi fünfmal mehr Arbeitszeit reingesteckt wurde, als in die Kaugummis. Deswegen muss man auch mehr Kaugummis in den Ring schmeißen, um ein Radiergummi dafür zu bekommen.

(Y) Genau, Marx sagt jetzt, dass die fünf Kaugummis eine andere Rolle in dieser Beziehung einnehmen, als das Radiergummi. Also das Radiergummi ist irgendwie der aktive Teil von dem Ganzen und das Radiergummi drückt den eigenen Wert in den fünf Kaugummis aus. 

(L) Ich musste gerade daran denken, wie Marx tatsächlich von Radiergummis und Kaugummis schreiben würde. 

(Y) Seine Beispiele sind auch nicht viel besser im Buch, aber ja.

(L) Ja, naja aber zurück. So ein bisschen ist es ja so, als wenn das Radiergummi sprechen könnte, wir werden immer absurder, wir wissen es. Und dieses Radiergummi würde jetzt sagen „hört mal alle her, die fünf Kaugummis sind hier so viel Wert wie ich und weil man meinen Wert nicht sehen kann, stellt euch meinen Wert einfach als fünf Kaugummis vor.“ 

(Y) Genau, so ein bisschen in der Art – verzeiht uns vielleicht das absurde Beispiel – aber vielleicht versteht man das dann ein bisschen besser. Und vielleicht dazu nochmal was Wichtiges zum Wert. Du hast es jetzt – oder das Radiergummi hat es – gerade schon gesagt: der Wert ist nämlich nicht was, was tatsächlich in den Waren drinsteckt und was man tatsächlich finden könnte, wenn man zum Beispiel dieses Radiergummi aufschneidet, sondern Wert ist was gesellschaftliches und deswegen ist es unsichtbar. Und weil es gesellschaftlich/unsichtbar ist, genau deswegen braucht das Radiergummi die fünf Kaugummis, um den eigenen Wert ja irgendwie deutlich oder greifbar zu machen. 

(L) Na gut, also das Radiergummi drückt seinen Wert in fünf Kaugummis aus.

(Y) Ja, oder ein Buch drückt den eigenen Wert in ein paar Kilo Fleisch aus, wie auch immer. Marx nennt diese Seite auf jeden Fall die relative Wertform.

(L) Wenn das Radiergummi aktiv den eigenen Wert in den Kaugummis ausdrückt, dann werden die Kaugummis ja eigentlich passiv in diese Beziehung gesetzt. Sie sind also einfach der Gegenstand, in dem der Wert einer anderen Ware ausgedrückt wird. Mit den Kaugummis passiert also eigentlich was ziemlich Komisches. Wir haben ja vorhin gesagt, dass der Wert nicht stofflich ist und dass wir ihn deswegen nicht sehen können. Was wir Waren ansehen können, das ist nur die stoffliche Grundlage für ihren Gebrauchswert. Wenn die Kaugummis jetzt aber in diese passive Rolle reingedrückt werden, dann werden sie Ausdruck von Wert. Ihr Gebrauchswert springt dann also in den Hintergrund und sie sind jetzt einfach noch dafür da, den Wert vom Radiergummi darzustellen. Ist das nachvollziehbar?

(Y) Ja, also ich glaube, man kann sich das ein bisschen wie beim Wiegen vorstellen und das ist tatsächlich auch ein Beispiel, das Marx selber nutzt, obwohl eigentlich immer Friedrich Engels der Experte für so naturwissenschaftliche Beispiele ist. Aber wenn wir uns jetzt mal dieses Wiegen vorstellen, also wenn man sich so eine alte Waage vorstellt, also nicht so eine elektronische, sondern diese Gleichgewichtswaagen, dann hat man ja früher die Sachen gewogen, indem man das Ding, das man wiegen will, auf die eine Seite der Waage gepackt hat und dann die Eisengewichte auf die andere Seite der Waage. Und wenn dann beides irgendwie im Gleichgewicht war, dann wusste man, dass das Ding, das man wiegen will, jetzt gerade so schwer ist, wie die Eisengewichte, die wir auf der anderen Seite liegen haben und dass praktisch von den Eisengewichten ablesen können, wie schwer jetzt unser Ding selber ist. Und auf dieser Waage geht es dann eben nicht mehr um das Eisen an sich, sondern das Eisen steht eigentlich nur noch für das Gewicht als solches von einem anderen Ding, aber weil man eben einer Sache ihr Gewicht nicht ansehen kann, brauchen wir noch eine andere Sache, die das Gewicht ausdrückt, oder in der das Ding das eigene Gewicht ausdrücken kann.

(L) Genau, wir können dem Ganzen auch zum Spaß nochmal einen anderen Spin geben. Wir hatten ja gesagt, dass eine Ware als Kombination von Gebrauchswert und Tauschwert erscheint. Dann haben wir gesehen, dass hinter dem Tauschwert der Wert steckt. Eine Ware setzt sich also eigentlich aus dem Gebrauchswert und dem Wert zusammen.

(Y) Ja und Gebrauchswert und Wert sind – ganz nebenbei erwähnt – auch irgendwie Gegensätze. Also entweder du nutzt ein Ding und bekommst dann den Gebrauchswert, oder du verkaufst es und nutzt damit den Wert. Aber du kannst zum Beispiel nicht gleichzeitig eine Banane essen und sie verkaufen. 

(L) Und wenn zwei Waren jetzt so in einem Verhältnis zueinanderstehen und eine Wertform bilden, dann passiert was ganz Spannendes mit dem Gegensatz, der in der Ware steckt. Und zwar wird der Gegensatz im Inneren zu einem äußeren Gegensatz. 

(Y) Genau, weil nämlich der Wert vom Radiergummi jetzt in anderen Waren dargestellt wird und dadurch die Form von den Kaugummis annimmt. Also auf der einen Seite haben wir den Gebrauchswert „Radiergummi“ und auf der anderen Seite in der Form von den Kaugummis eigentlich den Wert als solchen.

(L) Ich fasse das vielleicht nochmal schnell zusammen, bevor wir weiter gehen. Eine Ware ist einerseits Gebrauchswert, besitzt aber andererseits auch einen Wert. Und dieser Wert muss sich in einer anderen Ware ausdrücken, weil er als etwas Gesellschaftliches selber nicht sichtbar sein kann. Die eine Ware in der relativen Wertform, was bei uns das Radiergummi war, drückt dann den eigenen Wert in einer anderen Ware aus. Nämlich in der Ware, in der Äquivalentform und dieses Verhältnis ist dann die Wertform.

(Y) Ja, das sind alles ein bisschen komplizierte Begriffe, das muss man zugeben, aber hängt euch da nicht zu sehr dran auf. In erster Linie ist es nämlich wichtig, dass ihr so eine Ahnung habt, was für eine Logik dahintersteckt. 

(L) So jetzt haben wir erst mal die grundlegende, einfache Wertform verstanden. Dabei stehen sich zwei Waren gegenüber, aber damit sind wir ja noch nicht fertig, oder?

(Y) Ne, wir wollen ja jetzt von diesem einfachen Verhältnis mal so einen bisschen die Treppen raufsteigen in unserem Haus der Wirtschaft und ein bisschen näher nochmal an die Realität rankommen. Und vor allem geht es jetzt darum, den Zusammenhang von dem Wertbegriff, den wir gerade angeschaut haben und dem Geld, mit dem wir jeden Tag zu tun haben, zu verstehen. Und wenn wir das dann geschafft haben, dann haben wir mit ein bisschen Glück vielleicht sogar besser verstanden, was das Geld eigentlich ist. 

(L) Ja, bis jetzt stehen sich zwei Waren gegenüber. Aber das Radiergummi von vorhin lässt sich ja nicht nur gegen fünf Kaugummis tauschen, sondern auch gegen ein Pausenbrötchen, einen Bleistift, oder andere Sachen. Wir können das also entfalten und können sagen, dass der Wert vom Radiergummi sich in ganz verschiedenen Waren ausdrücken lässt. Das bedeutet aber, dass der Wert von einem Pausenbrötchen, von einem Bleistift, von fünf Kaugummis und so weiter, sich umgekehrt auch in dem Radiergummi ausdrücken lässt.

(Y) Also so ein bisschen als wäre das Radiergummi eine Art Geld, oder?

(L) Genau, so in etwa. Wir können uns so einen Schulhof vorstellen, auf dem Radiergummis zur Währung geworden sind und mit einer bestimmten Menge von Radiergummis kannst du von den anderen alles kaufen, was du willst. Das heißt dann nach der Logik von vorhin, dass alle anderen Waren ihren Wert in den Radiergummis ausdrücken und dass Radiergummis dann zu dem ultimativen Zeichen von Wert geworden sind. Marx spricht dann davon, dass das Radiergummi das allgemeine Äquivalent ist.

(Y) Also Äquivalent in dem Sinn, wie vorhin eine Ware in der Äquivalentform war?

(L) Genau, also Radiergummis sind in dem Fall zum ultimativen Zeichen von Wert geworden. Und wenn wir das jetzt auf die tatsächliche Gesellschaft übertragen, dann würde das bedeuten, dass das Geld, das wir benutzten in gewisser Weise das allgemeine Äquivalent ist. Also ein Ding, in dem alle anderen Waren ihren Wert ausdrücken. 

(Y) Ja und damit haben wir jetzt einen Geldbegriff, der ziemlich anders ist, also unser Alltagsverständnis von Geld. Es gibt ja oft die Vorstellung davon, dass alles den Bach runter geht, sobald das Geld ins Spiel kommt und dass den Sachen von außen ein Preis aufgedrückt wird. Aber eigentlich in dieser Logik ist es andersrum. Also die Waren haben schon einen Wert, einfach dadurch, dass sie durch Arbeit hergestellt wurden und diesen Wert drücken sie dann einfach in Geld aus. 

(L) Ok, nach so einem komplizierten und auch ein bisschen langweiligen Teil, haben wir uns glaube ich was Spannenderes verdient. Und zwar machen wir uns jetzt endlich auf den Weg zum Mehrwert und zur Ausbeutung. 

(Y) Aber dafür müssen wir erst mal eine kleine Sache verstehen. Und zwar wie der Tausch von Waren in der Bewegung eigentlich aussieht. Also stellen wir uns mal vor, du hast eine schöne Holzdeko vielleicht geschnitzt und die willst du online über Etsy verkaufen. Was würdest du denn sagen, wie viel du dafür bekommst?

(L) Also ich würde schon sagen, dass meine wunderschöne Kunst für 80€ vielleicht verkauft werden könnte. 

(Y) Also gut, dann stellen wir uns mal vor, irgendein Max aus Augsburg kauft deine Holzdeko und überweist dir dafür tatsächlich die 80€, die du möchtest. Und damit gehst du dann in die Stadt und kaufst dir vielleicht das Buch, das du immer schon mal haben wolltest, aber das aus irgendwelchen Gründen super teuer ist – es gibt so marxistische Literatur – und das Buch liest du dann, weil es dir um den Gebrauchswert vom Buch geht.

(L) Also fange ich mit meiner Ware an, der Holzdeko, verkaufe die, bekomme dafür dann wieder Geld und kaufe mir davon dann wieder eine andere Ware, die ich brauche.

(Y) Genau, also Ware – Geld – Ware, oder abgekürzt WGW. Das ist die Bewegung, die wir hier haben. Aber es gibt auch nochmal eine andere Bewegung. Und zwar gibt es Menschen, die ihr Geld benutzten, um eine Ware zu kaufen und die Ware dann wieder verkaufen, um am Ende wieder Geld zurückzubekommen. Die sind also vor allem an dem Tauschwert von der Ware interessiert.

(L) So wie Händler*innen?

(Y) Genau, aber es gibt ein kleines Problem. Und zwar würde sich das niemand antun, wenn er oder sie am Ende nicht mehr Geld rausbekommt, als am Anfang investiert wurde. Also so ein Händler, oder eine Händlerin würde ja zum Beispiel deine Holzdeko nicht für 80€ kaufen und am Ende für 80€ wieder weiterverkaufen. Die Bewegung von Geld zu Ware zu Geld macht für Menschen eigentlich nur dann Sinn, wenn sie am Ende Geld dazu bekommen. Also wenn zum Beispiel der Max aus Augsburg deine Holzdeko für 80€ kauft und für 90€ weiterverkauft. 

(L) Also geht es darum, dass Max 10€ mehr drauf schlägt und dadurch mehr Geld bekommt.

(Y) Ja theoretisch könnte Max das so machen, aber hier kommt noch eine andere wichtige Voraussetzung ins Spiel. Weil theoretisch können natürlich einzelne Menschen andere schon übers Ohr hauen und Waren über ihrem Wert verkaufen, um so Profit zu machen, aber wenn wir die gesamte Gesellschaft mal anschauen, dann geht das nicht, weil der Verlust einfach immer weitergereicht wird und am Ende wieder auf die Person, die das draufgeschlagen hat, zurückkommt.

(L) Also muss es irgendwie möglich sein, dass Max einen Profit macht, ohne dass er jemand anders übers Ohr haut. Er müsste die Ware zu ihrem Wert kaufen und auch zu ihrem Wert wieder verkaufen, aber das macht irgendwie keinen Sinn. Da stehen wir ja vor einem Widerspruch, weil er so niemals einen Gewinn machen würde. 

(Y) Genau, wir befinden uns eigentlich mittendrin im Dilemma. Wie ist sowas wie Profit überhaupt möglich, solange alle Waren zu ihrem Wert gekauft und auch zu ihrem Wert wieder verkauft werden?

(L) Und hier kommt dann der Mehrwertbegriff ins Spiel. Irgendwie muss der Wert einer Ware wachsen, zwischen dem Kaufen und Verkaufen. Und das, was dann an Wert dazwischen dazugekommen ist, das nennt man dann den Mehrwert.

(Y) Ja, wer unsere Folge zum Kapitalismus damals gehört hat, weiß vielleicht noch, dass wir es hier mit Kapital zu tun haben. Wenn also etwas eingesetzt wird, um mehr zu werden, also um Mehrwert zu produzieren, dann ist das Kapital und Menschen, die das machen, sind dann Kapitalist*innen.

(L) Wir haben ja gerade gesagt, dass so ein Mehrwert beim Kauf oder Verkauf nicht entstehen kann. Einfach weil Waren hier ja genau zu ihrem Wert verkauft oder gekauft werden. Die naheliegende Antwort ist dann, dass der Mehrwert in der Produktion selber hervorgebracht wird. Aber irgendwie macht das ja auch keinen Sinn. Weil wie sollen die Waren in der Produktion plötzlich wertvoller werden?

(Y) Ja und da kommt endlich die Arbeitskraft ins Spiel. Und zwar ist die Arbeitskraft eine Ware, die den Gebrauchswert hat, mehr Wert zu produzieren, als sie selber wert ist. 

(L) Und das bedeutet was?

(Y) Ja, jetzt müssen wir eine kleine Runde drehen, um das zu verstehen. Also wir wissen ja schon, dass eine Ware einen Wert besitzt und einen Gebrauchswert. Da müssen wir jetzt überlegen, was der Wert der Ware Arbeitskraft ist.

(L) Also als wichtigstes würde einem da vielleicht einfallen, dass Menschen ja überleben müssen. Also müssen sie so viel in Lohn bezahlt bekommen, dass sie sich alles wichtige fürs Leben kaufen können: was zu essen, eine Wohnung, oder ein Haus zum Leben und was noch so dazu gehört. Und das am besten nicht nur für sich, sondern auch für die Familie. 

(Y) Genau, aber das ist nicht alles, was den Wert der Arbeitskraft bestimmt. Der Wert der Arbeitskraft wird nämlich auch geschichtlich verändert und ist hart umkämpft. Die kapitalistische Klasse möchte den natürlich am liebsten nach unten drücken, damit die den Arbeiter*innen weniger zahlen müssen. Die Arbeiter*innenklasse versucht im Gegensatz dazu immer mal durch Streiks und andere Aktionen den Wert der Arbeitskraft und damit ihren eigenen Lohn hochzuheben.

(L) Ok, also können wir zumindest festhalten, dass die Menschen aus der kapitalistischen Klasse sich die Arbeitskraft der Arbeitenden kaufen, indem sie ihnen einen Lohn bezahlen.

(Y) Genau, den Wert ihrer Arbeitskraft.

(L) Und wenn sie so den Lohn gezahlt haben, dann können sie die Arbeitenden für sich arbeiten lassen.

(Y) Ja und das hat jetzt nichts mehr wirklich mit dem Wert ihrer Arbeitskraft zu tun. Der Wert der Arbeitskraft wurde bezahlt, nicht der Wert der Arbeit, die jetzt noch geleistet wird.

(L) Also kann man das praktisch so verstehen, dass der Lohn nicht die Bezahlung dafür ist, was ich in meiner Arbeitszeit produziere, sondern erst die Bezahlung dafür, dass ich eine bestimmte Zeit für meinen Chef, oder meine Chefin arbeite. 

(Y) Ja so kann man das verstehen und das ist ein ganz wichtiger Punkt. Weil das bedeutet dann auch, dass hier niemand übers Ohr gehauen wird. Also die Arbeitenden bekommen tatsächlich den Wert für ihre Arbeitskraft in Form von Lohn ausgezahlt und das Besondere an der Ware Arbeitskraft ist jetzt aber, dass sie Gebrauchswerte produzieren kann in der Arbeitszeit und damit eben auch Wert.

(L) Das bedeutet?

(Y) Naja sagen wir mal, wir sind in so einer Radiergummifabrik, wo nur ein Arbeiter drin arbeitet und der hat jetzt für den einen Tag einen Lohn von 50€ bekommen. Und dann wurden vielleicht noch Materialien für 100€ gekauft. Auf die Rolle von den Materialien und den Maschinen und so kommen wir gleich nochmal ein bisschen genauer zu sprechen. Aber auf jeden Fall hat die Chefin dann in dieser Radiergummifabrik 150€ für den Tag ausgegeben. Und jetzt lässt sie den Arbeiter mal fünf Stunden lang ein bisschen arbeiten und produzieren und am Ende wurden eben Radiergummis produziert, die für 150€ wieder verkauft werden könnten. 

(L) Also hat die Chefin keinen Gewinn gemacht, dann haben wir wieder das Problem von vorhin. 

(Y) Genau, aber stellen wir uns jetzt vor, dass sie den Arbeiter nicht nur für fünf, sondern sagen wir vielleicht für acht Stunden arbeiten lässt.

(L) Da brauchen die beiden ja erst mal mehr Materialien.

(Y) Genau, sagen wir, sie kauft nicht mehr nur Materialien für 100€, sondern für 150€ und die Arbeitskraft bezahlt sie immer noch mit 50€ für den Tag, weil das einfach der Wert der Arbeitskraft für diesen Tag ist. Und weil jetzt mehr Arbeitszeit verwendet wurde, um Waren zu produzieren, kann die produzierte Menge Radiergummis, die einfach höher ist, jetzt für 250€, also mit 50€ Gewinn verkauft werden.

(Y) Also könnte man sagen, dass es der Gebrauchswert von der Arbeitskraft ist, dass sie mehr Wert produzieren kann, also sie selber wert ist.

(Y) Genau, die Arbeitskraft erzeugt praktisch Mehrwert. Wenn man die Arbeitskraft einfach ein bisschen länger arbeiten lässt, dann kriegt die Chefin nicht nur den Lohn, den sie gezahlt hat zurück, sondern nochmal ein bisschen mehr und damit kann sie dann eben Profit machen.

(L) Ok, wir führen mal die passenden Begriffe dafür ein. Wir haben ja schon gesagt, dass die Ware zwei Seiten hat: Gebrauchswert und Wert. Und genauso haben wir es beim Prozess der Produktion mit zwei Seiten zu tun: einerseits ist das ein Arbeitsprozess, in dem ein Gebrauchswert produziert wird. Ein Arbeitsprozess war die Produktion schon immer, weil es ja immer schon Gebrauchswert war. Gleichzeitig ist die Produktion aber auch ein Wertbildungsprozess. Es wird also Wert geschaffen und der neugeschaffene Wert ersetzt einerseits den Lohn, der den Arbeiter*innen gezahlt wurde, bringt aber auch andererseits Mehrwert.

(Y) Ja, um das jetzt nochmal ein bisschen besser zu verstehen, müssen wir jetzt glaube ich nochmal zwischen dem alten Wert, in den Maschinen und so weiter unterscheiden und dem Neuwert, der tatsächlich produziert wird in der Arbeitszeit. 

(L) Ok, also bei der Produktion gibt es ja nicht nur die Arbeit, sondern es gibt auch Rohstoffe wie Öl, Zwischenprodukte, Maschinen, Strom und so weiter. Um da mal ein bisschen System reinzubringen, gibt es neben der Arbeit erstens den Arbeitsgegenstand, der in der Arbeit verändert wird.

(Y) Also zum Beispiel Leder, das zum Schuh gemacht wird.

(L) Genau. Und dann gibt es noch Arbeitsmittel, die genutzt werden, um den Gegensatz zu verändern.

(Y) Also Maschinen.

(L) Zum Beispiel. Und die Sachen haben ja auch alle einen Wert. Also für das Leder musste gezahlt werden und für die Maschine und so weiter. Weil wir aber davon ausgehen, dass eben niemand übers Ohr gehauen wird und dass alle Waren zu ihrem Wert gekauft und verkauft werden, geht der Wert von diesen Sachen 1:1 in die neuproduzierten Waren ein. Also zum Beispiel das Leder mit 10€ verteuert den Schuh um 10€.

(Y) Und die Maschinen dann auch? Dann wäre der Schuh ja mehrere tausend Euro wert.

(L) Nein, bei so Sachen wie Maschinen müssen wir uns denken, dass die ja über einen längeren Zeitraum abgenutzt werden und genauso geben sie auch ihren Wert mit der Zeit ab. Wenn die Maschine 15000€ gekostet hat und 1500 Arbeitstage übersteht, dann gibt sie pro Tag 10€ an die Waren ab und das verteilt sich dann über die Waren. Wenn am Tag zehn Schuhe damit produziert werden, dann verteilt sich jeweils 1€ auf einen Schuh. Wenn wir das mit dem Leder zusammenrechen und mal so tun, als wäre das alles, was wir brauchen, um Schuhe zu produzieren, dann überträgt sich ein Wert von 11€ auf den Schuh, allein durch die Arbeitsmittel und Arbeitsgegenstände. 

(Y) Gut und dann kommt die Arbeit mit dazu und macht ihre Magie und schafft Neuwert.

(L) Ja so ein bisschen in der Art. Die Arbeit produziert, wie gesagt, auch Wert und zwar einen neuen Wert. Indem sie die Arbeitsmittel benutzt und die Arbeitsgegenstände bearbeitet, formt sie nämlich Gegenstände um. Produziert eben ganz neue Gebrauchswerte und damit auch Wert. Und wenn man sie länger arbeiten lässt, als nötig wäre, dann produzieren sie ein sogenanntes Mehrprodukt. Das heißt, dass sie Sachen produzieren, deren Wert nicht mehr nur die Ausgaben ersetzt, sondern Mehrwert bringt.

(Y) Ja, das widerspricht ja der Theorie der Produktionsfaktoren. In der wird nämlich angenommen, dass die Arbeit, das Kapital und die Produktionsmittel wie Maschinen und so weiter, gemeinsam den Wert schöpfen und das deswegen nicht nur die Arbeit neuen Wert bringt. Und dazu würde ich gerne ein schönes Zitat vom Nationalökonomen Conrad bringen, der hat vor mehr als 100 Jahren gelebt. Und der hat nämlich Folgendes gesagt: „Ohne Violine kann man nicht geigen. Wer würde daraus schließen wollen, dass nicht nur der Geiger, sondern auch die Geige geigt, dass beide gemeinsam Violine spielen. Gewiss niemand. Die Violine ist eben Musikinstrument und nicht Musikant. Ganz ebenso wie Kapital und Boden Produktionsmittel und nicht Produzenten sind. Auf gebahntem Weg kommt man rascher voran, als über Stock und Stein. Was würde man dazu sagen, wenn jemand aufgrund dieser Tatsache erklären wollte, man müsse zwischen der Gehleistung des Menschen und der Gehleistung des Weges unterscheiden? Der wahre Sachverhalt sei der: Der Mensch geht, der Weg geht, beide gemeinsam legen in gleicher Zeit eine größere Strecke zurück, als der Mensch allein.“ Oder: „Der Mensch sieht und das Fernrohr sieht, beide gemeinsam sehen weiter. Kein Vernünftiger wird so denken.“ Und dann wichtig: „Nur beim Produzieren will man das, was bei allen anderen Tätigkeiten als selbstverständlich gilt, nicht gelten lassen, sondern spricht auch den toten Produktionsmitteln Produktionsleistungen zu.“ Ende vom Zitat.

(L) Und weil Begriffe lernen so viel Spaß macht, geben wir euch gleich noch die richtigen Wörter an die Hand. Wir können nämlich zwischen dem variablen und dem konstanten Kapital unterscheiden. Die Ausgaben, die für den Lohn draufgehen, werden variables Kapital genannt. Das Kapital ist da variabel, weil der Wert, der durch die Arbeitenden produziert wird, größer oder kleiner sein kann, als ihr eigener Wert. Neben diesem variablen Kapital gibt es dann noch das konstante Kapital. Das nennt man konstant, weil zum Beispiel der Wert der Maschinen in der gleichen Größe in das Produkt übergeht, es bleibt also konstant. 

(Y) Damit habt ihr euren Crashkurs zum Wert und Mehrwert fast geschafft. Ich fasse mal kurz zusammen, was wir bis jetzt so geredet haben und was für unseren letzten Teil noch wichtig ist. Der Wert einer Ware ergibt sich also, wenn es nach Marxist*innen geht, durch die Arbeit. Dabei wird von der konkreten Arbeit abstrahiert und es geht nur darum, dass menschliche Arbeit zur Produktion gebraucht wurde. Im kapitalistischen Produktionsprozess wir dann neben dem Gebrauchswert auch noch Mehrwert produziert, weil es einen Unterschied gibt, zwischen dem Wert der Arbeitskraft, der als Lohn an die Arbeitenden gezahlt wird und dem Wert, den die Arbeiter*innen an ihrem Arbeitstag produzieren. Gibt’s noch was Wichtiges?

(L) Naja, mit dem Mehrwert haben wir ja auf jeden Fall einen sehr wichtigen, oder sogar den wichtigsten Begriff. Den Mehrwert müssen die Kapitalisten, oder Kapitalistinnen ausbeuten, weil sie im Konkurrenzkampf mit anderen Mitgliedern der kapitalistischen Klasse stehen. Wenn ich zum Beispiel eine Radiergummifabrik habe und es auch noch andere Hersteller*innen von Radiergummis gibt, dann muss ich mich unter Beweis stellen. Ich muss Mehrwert, beziehungsweise Profit bekommen, um mein Unternehmen auszuweiten, um forschen zu lassen, um meinen Marktanteil zu erhöhen und so weiter.

(Y) Also sind die Kapitalist*innen auf den Profit angewiesen?

(L) Genau, natürlich kann es auch Unternehmen geben, die sich das Ziel setzen, den produzierten Neuwert möglichst gerecht mit den Arbeitenden zu teilen, aber das sind halt auch nicht die Big Player, sondern das sind meistens kleinere Unternehmen, die langfristig auch wieder aus dem Markt gedrängt werden, oder die zumindest keine große Rolle spielen. 

(Y) Ja und weil die Ausbeutung von Mehrwert so wichtig ist, damit das Unternehmen weiterbesteht und vielleicht sogar irgendwann Markführer wird, werden die Kapitalist*innen versuchen, möglichst viel von diesem Mehrwert aus den Arbeitenden herauszukriegen. Und das machen sie über zwei Arten, wie sie das machen können und darüber wollen wir jetzt zum Schluss noch kurz sprechen. 

(L) Vorher führen wir noch einen, oder zwei wichtige Begriffe ein. Und zwar müssen wir erstmal verstehen, was die Mehrwertrate, oder die Ausbeutungsrate ist. Was der Mehrwert ist, das wissen wir ja schon. Den Wert von einer Ware können wir uns ganz gut in einer Formel vorstellen. Da gibt es einerseits die Größe vom konstanten Kapital, also der Wert, der durch Arbeitsmittel und Arbeitsgegenstände übertragen wird. Dazu kommt das variable Kapital, also praktisch ein Teil, der die Kosten für den Lohn ersetzt und dann kommt noch der Mehrwert dazu. Diese drei Sachen zusammen, also konstantes Kapital, variables Kapital und Mehrwert, machen zusammen den Wert der Ware aus. Und das variable Kapital und der Mehrwert sind der Neuwert in der Ware, also praktisch das, was die Arbeitenden neu produzieren.

(Y) Und die Mehrwertrate bekommen wir dann, indem wir den Mehrwert durch die Größe vom variablen Kapital teilen. Also nehmen wir nochmal das Schuhbeispiel. 150€ wurden ja für Leder und für Maschinen ausgegeben, dann nochmal 50€ für den Lohn und am Ende wurden 50€  Mehrwert produziert. Also 150, 50 und 50. Also wurden 100€ Neuwert produziert, also der Neuwert, der das variable Kapital ersetzt und der Neuwert, der für den Mehrwert draufgeht. Und wenn wir dann die 50€ variables Kapital durch die 50€ Mehrwert teilen, also variables Kapital durch den Mehrwert, dann bekommen wir die Mehrwertrate und die ist in dem Fall 1, beziehungsweise 100%, weil man es immer in Prozent ausdrückt. 

- Hi, hier ist Yannic aus der Zukunft, ich greife mal ganz kurz in die Folge rein, weil uns beim Schneiden was aufgefallen ist. Ich glaube, dass wir nämlich nochmal eine Sache klarstellen müssen. Während der Produktion wird ja, das haben wir gesagt, einerseits der Wert vom konstanten Kapital übertragen und andererseits wird Neuwert geschaffen. Der Neuwert teilt sich dann auf, in einen Teil, der eben das variable Kapital ersetzt und einen Teil, der Mehrwert ist. Und da ist jetzt wichtig zu wissen, dass der Anteil, den die beiden jeweils am Neuwert haben, nichts am Neuwert selber ändert. Also es gibt hier praktisch einen Konflikt zwischen Kapitalist*innen und Arbeitenden, wer wie viel bekommt. Aber wenn der Lohn wächst, dann wäscht damit eben nicht der Neuwert, wenn der Lohn wächst, dann geht das viel eher auf die Kosten vom Mehrwert der Kapitalist*innen.  Und wenn die Kapitalist*innen den Lohn, beziehungsweise das variable Kapital drücken, dann bekommen sie einen größeren Teil vom Neuwert für den Mehrwert. Der Kampf zwischen Arbeiter*innen, die einen höheren Lohn wollen und den Kapitalist*innen, die einen höheren Mehrwert wollen, findet also immer statt auf dem Boden von dem bestehenden Neuwert und verändert die Größe vom Neuwert selber nicht. Und damit gebe ich zurück an die Folge. –

(L) Ein bisschen viel rumgerechnet, aber man kann quasi sagen, dass der Mehrwert hier genauso groß ist, wie das variable Kapital.

(Y) Genau. Und ausgerüstet mit den Sachen, können wir jetzt überlegen, wie Kapitalist*innen ihren Mehrwert vergrößern können.

(L) Naja, die einfachste Lösung wäre es, einfach den Arbeitstag zu verlängern, obwohl der Lohn gleich bleibt. Dann wird mehr Neuwert produziert und der Mehrwert wächst. Das wurde auch in der Anfangszeit vom Kapitalismus sehr viel gemacht, bis dann irgendwann die Arbeitenden immer schneller gestorben sind, krank wurden und so weiter. Dann wurde festgelegt, dass man die Arbeitenden nicht mehr so lange arbeiten lassen kann, damit nicht alle wegsterben. Die Chef*innen könnten ihre Arbeitenden auch härter arbeiten lassen, damit sie in der gleichen Zeit, also ohne Verlängerung von Arbeitstagen, mehr produzieren. Das nennen Marxist*innen dann den absoluten Mehrwert.

(Y) Na gut, aber irgendwann ist das dann an eine Grenze gekommen, wobei man auch sagen könnte, dass es zurückgekommen ist, aber als das Ganze an eine Grenze gekommen ist damals, was war denn dann die Lösung um den Mehrwert in immer größeren Mengen rauszuschöpfen?

(L) Hier kommt der relative Mehrwert ins Spiel und der relative Mehrwert hilft uns auch super zu verstehen, warum im Kapitalismus die Innovationen und die Entwicklung von Wissenschaft und Technik so eine große Rolle spielen. Der Neuwert teilt sich ja in einen Teil, der für den Lohn drauf geht, ein und einen Teil, der der Mehrwert ist. Kannst du nochmal sagen, wie sich die Größe vom Lohn ergibt?

(Y) Ja, da kommt es ja vor allem darauf an, dass die Arbeiter*innen, wie du vorhin meintest, sich Essen und Kleidung und so weiter leisten können.

(L) Genau und jetzt stell dir mal vor, dass die T-Shirts, die du brauchst, billiger werden. Also dass du im Monat nicht mehr 40, sondern nur noch 20€ dafür ausgeben musst.

(Y) Dann brauch ich praktisch weniger Lohn, um mir das leisten zu können, was ich zum Leben brauche und der Wert von meiner Arbeitskraft sinkt.

(L) Das stimmt. Indem also die Waren, die du zum Überleben brauchst, weniger wert sind, ist auch der Wert deiner Arbeitskraft weniger wert. Dadurch muss weniger für das variable Kapital verwendet werden und der Teil vom produzierten Neuwert, der Mehrwert ist, ist dann größer geworden.

(Y) Und das ganz ohne Verlängerung vom Arbeitstag.

(L) Und das ganz ohne Verlängerung vom Arbeitstag. Und hier können wir uns nochmal weit zurückerinnern, an den Anfang unserer Folge. Da haben wir nämlich gesagt, dass der Wert von Waren tendenziell mit der Zeit sinken wird. Und weißt du noch wieso?

(Y) Ja, weil die gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit gesenkt wird. Zum Beispiel, indem man effizienter zusammenarbeitet, durch bestimmte Arbeitsorganisation, oder auch durch neue Maschinen, mit denen dann alles flotter geht.

(L) Genau. Der Wert deiner Arbeitskraft hängt ganz zentral von dem Topf an Waren ab, die du dir kaufen musst, oder die du dir durch einen Streik erkämpft hast. Und wenn die Waren günstiger werden, nimmt auch der Wert der Arbeitskraft ab. Und günstiger werden sie, wenn sie durch neue Technik, oder neue Arbeitsorganisation, oder irgendwas anderes schneller produziert werden. Für diejenigen, die unsere Folge zu Geschichte und Gesellschaft gehört haben: wenn die Produktivkräfte gesteigert werden, dann wird schneller produziert und der Wert von den Waren sinkt.

(Y) Na gut, wir haben ja vorhin gesagt, dass die Leute in der kapitalistischen Klasse sich eigentlich in ständiger Konkurrenz befinden. Aber warum sollten sie dann ihren kostbaren Profit dafür benutzen, um zum Beispiel irgendwelche Maschinen entwickeln zu lassen, nur damit ihre Waren dann an Wert verlieren und die anderen Chefs und Chefinnen sich dann freuen können, weil sie ihren eigenen Arbeitenden dann weniger bezahlen müssen? Also das macht ja eigentlich gar keinen Sinn.

(L) Ja, jetzt stecken wir schon ziemlich tief drin und eine komplizierte Sache haben wir noch vor uns. Und zwar können die Kapitalist*innen sich für einige Zeit Extraprofite ergattern, wenn sie zum Beispiel neue Maschinen einsetzen.

(Y) Ja, man spricht hier auch von Surplus-Profiten.

(L) Sagen wir mal, dass der Kapitalist Peter eine Maschine einsetzt, mit der an einem Tag nicht mehr zwei, sondern vier Armbanduhren produziert werden. Die Arbeitenden produzieren während einem Arbeitstag immer gleich viel neuen Wert. Also ob sie jetzt zwei oder vier Armbanduhren produzieren, ist relativ egal. So, oder so produziert Lisa, die bei Peter arbeitet, immer 80€ Neuwert. Also nur mal als Beispiel. Sie wird acht Stunden am Tag beschäftigt und produziert da diese 80€ Neuwert.

(Y) Ok und wenn zwei Uhren hergestellt werden, dann teilen sich die 80€ Neuwert ja praktisch durch zwei. Also steckt in jeder Uhr 40€ Neuwert. 80 durch zwei ist 40, richtig?

(L) Ja und was passiert, wenn durch eine neue Maschine jetzt vier anstatt zwei Uhren produziert werden?

(Y) Naja, die 80€ Neuwert verteilen sich jetzt nicht mehr auf zwei, sondern auf vier Uhren, also rechnen wir 80€ durch vier, das heißt in jeder Uhr stecken dann noch 20€ Neuwert, weil eben weniger Arbeitszeit für eine Uhr gebraucht wird.

(L) Das stimmt, aber am Markt ist es erst mal gar nicht wichtig, dass man in Peters Fabrik jetzt nur noch zwei Stunden braucht, um eine Uhr herzustellen, anstatt vier. Wir hatten ja vorhin mal von gesellschaftlich notwendiger Arbeitszeit gesprochen, die den Wert bestimmt. Und genau darauf kommt es hier an. Am Markt denken die Leute immer noch, dass man vier Stunden braucht, weil die anderen Produzent*innen noch nicht diese neue Maschine haben. Und deswegen sind die Leute auch noch bereit, den entsprechenden Preis zu zahlen. 

(Y) Also hat Peter jetzt eigentlich den anderen Kapitalist*innen, die immer noch mit der alten Maschine arbeiten, was voraus. Weil er die Uhr mit 40€ Neuwert verkaufen kann, obwohl sie mit seinen Maschinen eigentlich nur noch 20€ Neuwert besitzen würde.

(L) Ja und Peter kann das super ausnutzen, er wird seine Uhren dann nämlich billiger verkaufen als die anderen. Aber trotzdem so, dass er einen Profit bekommt. Und er wird ganz fleißig produzieren, damit er möglichst viele von seinen Uhren losbekommt, vor allem auch, weil er ja jetzt durch die Maschinen mehr Uhren an jedem Tag produziert, als vorher. Das führt dann mittelfristig auch zu interessanten Krisentendenzen, aber das heben wir uns für wann anders auf. 

(Y) Ja, dass Peter so billig verkauft, macht dann auch für die anderen Kapitalist*innen ziemlich starke Probleme, die bekommen jetzt nämlich ihre Waren nicht mehr los. Und für die ist das dann der Weckruf, dass sie auch neue Maschinen einsetzen müssen und damit dann eigentlich auch den Wert ihrer eigenen Waren senken müssen. Wenn sich so dann die Neuerung durchgesetzt hat, ist insgesamt die gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit wieder gesunken und der Extraprofit von Peter ist verschwunden.

(L) Puh, ich glaube da haben wir uns heute mal wieder ganz schön was angetan und eigentlich haben wir gerade erst die Oberfläche vom Thema ein bisschen angekratzt.

(Y) Ja, wobei die Themen von heute schon echt wichtige und nützliche Grundlagen sind, mit denen wir dann in kommender Zeit arbeiten können. Vielleicht willst du nochmal kurz zusammenfassen?

(L) Gerne. Wir haben heute den Wertbegriff kennen gelernt. Die Grundidee ist dabei, dass der Wert einer Ware sich ergibt, aus der Arbeitszeit, die zur Herstellung notwendig ist. Und weil die Waren so einen Wert haben, können sie den in Geld ausdrücken. In der Produktion wird dann Mehrwert produziert und zwar weil der Wert der Ware Arbeitskraft nicht unbedingt gleich sein muss, mit dem Wert, den die Arbeitenden in ihrer Arbeitszeit produzieren. Gemeinsam mit den Arbeitsmitteln bearbeiten sie Arbeitsgegenstände und produzieren so Waren, mit denen dann ein Profit gemacht werden kann. Den Unterschied zwischen Profit und Mehrwert bei Marx, schauen wir uns im kommenden Mal nochmal an. Zum Schluss haben wir noch zwei Formen kennen gelernt, wie der Mehrwert gesteigert werden kann. Einmal als absoluter Mehrwert, zum Beispiel durch Verlängerung von Arbeitstagen und dann noch als relativer Mehrwert, indem der Wert der Arbeitskraft reduziert wird. Dabei haben wir auch gesehen, warum der Kapitalismus oft besonders innovativ ist, weil die Kapitalist*innen nämlich versuchen, einen Extraprofit zu bekommen. Das ist ein Punkt, den wir in einer der kommenden Folgen nochmal genauer anschauen wollen. 

(Y) Und damit sind wir wieder am Ende. Wir wollen uns wie immer bedanken, dass ihr uns zugehört habt. Wir freuen uns, wenn ihr euch die Zeit nehmt und uns über unser Insta-Profil oder über unsere Mail in den Shownotes eine Rückmeldung dalasst.

(L) Wir freuen uns auch immer, wenn ihr uns weiterempfehlt, oder uns fünf Sterne bei Apple-Podcast oder Spotify dalasst. Wenn ihr uns und unsere Arbeit darüber hinaus auch noch finanziell unterstützen möchtet, dann findet ihr in den Shownotes einen Link zu unserem ko-fi, wo ihr uns einen symbolischen Kaffee ausgeben könnt. 

(Y) Als nächstes kommt dann der zweite Teil zu diesem Thema. Heute haben wir ja die Basics angeschaut und beim kommenden Mal können wir hoffentlich nochmal ein bisschen tiefer eintauchen. Wir freuen uns schon auf euch und bis dann.

(L) Wir grüßen heute Stephan Krüger und hoffen, dass du es schaffst den siebten Band von deiner Reihe zur Kritik der politischen Ökonomie irgendwann zu veröffentlichen.

- Musik wird abgespielt -